Dienstag, 10. Dezember 2013

Brückentag [sic!]

Das Heer der abhängig Beschäftigten wird jetzt enttäuscht werden; es steht kein verlängertes freies Wochenende ins Haus. Es geht lediglich um Brückenbauwerke, die in diesem speziellen Fall den Fluss Liffey in Dublin überspannen. Und davon gibt es recht viele.

Gestern begrüßte mich Dublin mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, welcher wiederum für fast sommerliche Temperaturen bis knapp unter die 20 Grad-Grenze sorgte. Da bot es sich doch an, dieses super Wetter für einen ausgedehnten Fotowalk zu nutzen und Indoor-Termine zu verschieben.


General Post Office
Los geht's! Zunächst überqueren wir den Liffey und gehen über die O'Connell Bridge ein kurzes Stück die O’Connel Street hoch bis wir vor einem Monument Irlands stehen, dem General Post Office. Für die Iren ist dieser Ort von hoher Bedeutung, weil er Symbol des irischen Kampfes um Unabhängigkeit von den Briten ist. Das General Post Office war Zentrum des - letztlich niedergeschlagenen - Osteraufstandes von 1916 und brannte bei den Kämpfen aus, wurde aber 1929 wieder aufgebaut.

Außergewöhnlicher, von weitem zu sehender Wegweiser zum GPO ist die lange Nadel, die Spire of Dublin (offiziell Monument of Light), eine 123 m hohe Edelstahlkonstruktion, die 2003 fertiggestellt wurde und an der Stelle der 1966 von der IRA gesprengten Nelson-Säule steht.

The Famine
The Famine
Doch zurück zum Liffey, hier geht es am Nordufer entlang Richtung Hafen. Schon nach kurzer Zeit stößt man am Custom House Quay auf ein weiteres Monument, die von Rowan Gillespie geschaffene Bronzeplastik The Famine Sculpture. Im Gegensatz zur Spire, die durch ihre Größe auffällt, überzeugt diese Figurengruppe durch die Eindringlichkeit der Darstellung sowie durch ihre realisitsche Gestaltung und erfüllt dadurch in idealer Weise den Zweck eines Denkmals, nämlich dazu anzuregen, einmal nachzudenken. The Famine Sculpture soll an die durch Kartoffel-Missernten verursachte große Hungersnot ("the great famine") zwischen 1845 und 1849 erinnern. Während dieser Zeit starben 500.000 Menschen und zwei Millionen wanderten in die USA aus. Zu den berühmten Spendern für dieses Denkmal zählen übrigens auch Bill und Hillary Clinton.



Geradezu in einem perversen Gegensatz zu der menschlichen Not, die diese Skulptur symbolisiert, steht das genau gegenüber am anderen Flussufer stehende pompöse Ensemble der Ulster Bank Group. Unwillkürlich drängen sich Begriffe wie Bankenrettung und Euroschutzschirm in meine Gedanken und ich werde noch nachdenklicher.




Nach diesem nachdenklichen Stop setzen wir unseren Spaziergang fort, passieren die 2007 erbaute Sean O'Casey Bridge und erreichen schon bald das fotografische Highlight des Tages, die Samuel Beckett Bridge. 

Diese vom spanischen Architekten und Bauingenieur Santiago Calatrava entworfene und am 10.12.2009 dem Verkehr übergebene Brücke ist in vielerlei Hinsicht ein Highlight. Zum einen natürlich optisch mit ihrer aufsehenerregenden Schrägseilkonstruktion und dem 48 Meter hohen, gebogenen Pylon, was ein an eine Harfe erinnerndes Gesamtbild ergibt, die als irisches Nationalinstrument gilt. Aber auch technisch sticht die Brücke hervor, sie ist nämlich auf nur einem, außerhalb des Fahrwassers gelegenen, Fundament drehbar gelagert und lässt sich bei Schiffsverkehr um 90° schwenken.




(Fortsetzung folgt)



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