Donnerstag, 27. Juni 2013

Vorfreude ...

... ist bekanntlich die schönste Freude. Und das gilt ganz besonders, wenn man sich auf eine Reise nach Venedig freuen kann.


Gestern entwickelte sich aus einem harmlosen Gespräch über Venedig und den Marathon in Venedig die vage Überlegung, ob sich diese beiden Vorlieben von mir nicht vielleicht in einer Reise zusammenführen ließen.

Schnell wurde die Google-Maschine angeworfen und das Datum des 2013er Marathons herausgefunden, der 27. Oktober. Fein, das passt vorzüglich zu meiner bisherigen Grobplanung, im Zeitraum Oktober/November wieder in die Stadt der Kanäle zu reisen.

Eine Bahnfahrt schied nach meinen letztjährigen schlechten Erfahrungen aus, ein Flug sollte es sein, und zwar ein Direktflug Bremen - Venedig. Schnell wieder gegooglet, nein, weder Lufthansa noch einer der anderen großen Carrier hat Direktflüge ab Bremen im Angebot. Einzig Ryanair bietet Direktflüge an, zwar nicht nach Marco Polo, sondern nach Treviso, aber lieber habe ich in Venedig einen etwas längeren Transfer Airport-Hotel, als dass ich hier zu einem weiter entfernten Flughafen wie Hannover oder Hamburg reisen muss.

Meine noch vor kurzem gegenüber Ryanair vorhandene Skepsis hat sich nach einem Ryanair-Flug nach Pisa im April eh in Luft aufgelöst. Mit dem für 10 € gebuchten Platz mit großem Beinraum inkl. Priority Boarding war das sowohl von der Abwicklung als von der Durchführung her ein sehr entspannter Flug. Stop, mit einer Ausnahme! Der Buchungsvorgang auf der Ryanair-Seite ist nach wie vor total nervend. Man muss schon höllisch aufpassen, dass einem mit dem Flug keine Reiseversicherung oder ein Mobilfunkvertrag oder Reisegepäck oder sonstwas untergejubelt wird.

Aber nach dem vierten Anlauf war es mir schließlich doch gelungen, alle versteckten Optionskästchen aufzufinden und entsprechend anzukreuzen. Mit Priority Boarding, einem Sitzplatz mit großem Beinraum, Kreditkartengebühren und Transfers Treviso-Venedig haben die beiden Flüge insgesamt 141,76 € gekostet.


Ich habe auch kein Gepäckstück (Koffer) für 15 € dazugebucht, sondern werde mich mit einem Handgepäckstück von max. 10 kg begnügen. Extra für Ryanair-Flüge habe ich mir ja einen Cabin Max-Rucksack gekauft, der die maximalen Maße von Ryanair einhält und am Check In-Schalter auch gleich erkannt wird. So muss ich nach der Landung nicht zum Gepäckband und in Venedig läuft es sich mit einem Rucksack wesentlich entspannter als mit den Klack-Klack-Klack-Koffern.

Da ich diesmal auch Sport fotografiere, muss ich doch wenigstens eine der großen DSLRs und entsprechende Objektive mitnehmen, was die 10 kg-Geschichte nicht gerade einfacher macht. Da muss ich denn doch schon zum beliebten Jackentrick greifen. Eine Jacke ist ja bei Ryanair erlaubt und es ist auch egal, was in den Jackentaschen ist. Ich kaufe sicher keine der sog. Ryanair-Jacken, die nur aus Taschen bestehen und bei Vollbeladung bestimmt an die 20 kg wiegen. Aber auch meine normale Jacke mit vier Taschen kann - wie ich gestern getestet habe - schon 4 kg an Fotoausrüstung aufnehmen. 

Diesmal bleibe ich eine ganze Woche, wobei auch die mit meinen Vorplanungen bereits ausgefüllt ist. Das Hotel ist schon gebucht, es ist ein kleines Hotel mit nur 10 Zimmern (mir sehr sympathisch) in guter Lage am Canale di San Marco mit guter Bewertung, das Hotel Cà Del Dose.


Eine Genießerreise

Genuss darf man wohl erwarten, wenn Bodensee, Lago Maggiore, Piemont, Turin, Genfer See und Elsass als Ziele auf der Routenliste stehen. Eine 2.500 km-Schleife mit kulinarischen und visuellen Leckereien aus vier Ländern in sieben Tagen, was sind da schon die 24 Stunden von Le Mans.
Auslöser war die Einladung an Heidi zu einer Familienfeier in der Cascina Madonna, einem dem Vernehmen nach traumhaften Landgasthof bei Asti im Piemont, in dem die Betreiber die piemontesische Küche zelebrieren. Nachdem Heidi mehrfach von ihren Planungen einer Revival-Reise mit Stopovers auf der Hin- und der Rückreise im Casa-Kreis berichtet hatte und der Reisebeginn 24. Juli immer näher rückte, entschloss sich zunächst Ulrike W., Heidis Fragen nach Reisebegleitung positiv zu beantworten. 

Da mich schon kurz nach der Rückkehr aus der Türkei wieder das Reisefieber gepackt hatte und zwei Damen mit Hund doch besser in männlicher Begleitung unterwegs sein würden, entschloss ich mich nach kurzer Abstimmung ebenfalls zu einem "Ja, ich fahre mit."

Und nun sehen wir mit der Hoffnung auf ein Tip-Top-Wetter einer Reise durch traumhafte Landschaften und Städte mit vielfältigen kulinarischen Erlebnissen entgegen. Der geneigten Leserschaft werde ich hoffentlich mit meinen Posts während der Reise Neidgefühle entlocken können.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Nur noch Fotos

Ab jetzt bleibt keine Zeit mehr für literarische Ergüsse. Der heutige Tag war vollgepackt mit Flug und Transfer nach Alanya (an 16:20), Hotel einchecken, Roller mieten (17:30), Presseausweis abholen und Eröffnungsfeier/Pastaparty (18:00). 

Die nächsten drei Tage werden noch stressiger, weil den ganzen Tag über Wettbewerbe laufen. Morgen früh klingelt um 5 der Wecker, weil um 7 der erste Start ist. Abends ist dann jeweils Fotos sichten, bearbeiten und online stellen angesagt.

Die Bilder von der Eröffnung sind schon online:

http://inconi.de/alanya13

Links zu allen Fotogalerien von der EM gibt es auf meiner Seite: >>>KLICK<<<


Mittwoch, 12. Juni 2013

Revolution hat Pause

Mein Programm fing heute mit dem Mittagessen an. Das Wetter schwächelte etwas ... wolkenverhangener Himmel und sogar ein paar Tröpfchen Regen waren gefallen. Für das Mittagessen hatte ich mir das Hamdi direkt an der Galata-Brücke ausgesucht, in einem Reiseführer als das beste Kebap-Restaurant Istanbuls bezeichnet und zudem mit einer verglasten Dachterrasse ausgestattet, von der man einen tollen Blick habe.



Das Essen (Humus und der besonders empfohlene Hashish Kebap) war gut, aber nicht umwerfend. Der Rundumblick über den Bosporus war aber wirklich toll.





Nach dem Essen habe ich mir gesagt, du kannst doch nicht mit deiner Kamera wegbleiben, wenn sich weltbewegende Ereignisse wie die Geschehnisse am Taksim-Platz und im Gezi-Park quasi vor deiner Nase abspielen. Also Sturzhelm auf, Motorradhandschuhe an und zum Taksim-Platz durchschlagen.

Ich war einigermaßen überrascht, dass ich auf keine Straßensperren stieß und plötzlich mit dem Roller auf dem Taksim-Platz stand, der zwar noch deutliche Straßenschlacht-Spuren aufwies, aber dennoch passierbar war. Ringsum waren starke Polizeikräfte und Wasserwerfer postiert, aber man blieb als Passant unbehelligt.







Der Platz war keineswegs menschenleer; neben Kamerateams und Fotografen waren auch viele Touristen und Türken da, die sich dort umsahen. Und natürlich Händler, die ihr Geschäft mit Schwimmbrillen gegen Tränengas, Sesamkringeln oder Wasser machen wollten. Im angrenzenden Gezi-Park war der Strom der Sehleute noch stärker, mir kam schon der Begriff Touristenattraktion in den Kopf. 

Der ganze Gezi-Park war mit Zelten, Infoständen und Versorgungsstellen der Besetzer belegt. An einem großen Stand wurden Sachspenden der Bevölkerung entgegen genommen, und der Andrang war groß. Ich habe auch eine kleine Geldspende dagelassen und ein paar Buttons zur Unterstützung gekauft. Die Stimmung im Gezi-Park war friedlich und aus Gesprächen, die ich und viele andere Besucher mit den Besetzern führten, war immer nur der Wunsch nach mehr Demokratie zu hören. Hoffentlich haben sie Erfolg!










Dienstag, 11. Juni 2013

Polizeieinsätze

Schade, die Unruhen in Istanbul sind heute weiter eskaliert. Ich wollte heute um 08:00 in Beyoglu meinen Roller abholen. Mein Taxi musste jedoch 200 m vor dem Ziel halten, weil die Polizei Straßensperren errichtet hatte; den Rest musste ich laufen. An vielen Straßen rund um den Taksim-Platz waren massive Polizeikräfte vertreten. Hunderte von großen Mannschaftsbussen und Polizeiautos, Wasserwerfer, die Straßen schwarz vor lauter Polizisten ... ein solch massives Polizeiaufgebot habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Den Tag über waren auch mehrfach dunkle Rauchsäulen über dem Gebiet zu beobachten.



Durch den Polizeieinsatz und die Sperrungen ist natürlich der ganze Verkehr zusammengebrochen. Selbst mit dem Roller war es mühsam, aber es ging doch wesentlich schneller. Ich habe schnell von anderen Rollerfahrern die Methoden übernommen, um auch bei Stillstand weiterzukommen. Man kann z.B. auch auf Straßenbahntrassen abseits der Straße fahren, da der Bereich zwischen den Schienen gepflastert ist. Auch auf Bürgersteigen kommt man bei Totalstillstand noch recht zügig am Stau vorbei. Rote Ampeln sind schöne Lichter, haben aber sonst keinerlei Funktion. Das Zickzack-Fahren durch die Staus und das Ausnutzen kleinster Lücken macht sogar Spaß. Man fühlt sich trotzdem recht sicher, weil jeder drauflos fährt, aber doch irgendwie jeder aufpasst.

Meinen Roller habe ich trotz Straßensperrungen morgens um 9 unterm Hintern gehabt. Ist ein richtig bissiges Teil im Stadtverkehr; kurz, leicht, wendig und mit enormer Beschleunigung bis 60 km/h. Da ich einen eigenen Helm und Handschuhe mitgebracht hatte, habe ich ihn sogar billiger bekommen (2 Tage für 100 TL = 45 €).



Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass der Roller in Großstädten das ideale Fortbewegungsmittel ist. Man kommt schnell überall hin und findet fast immer ein Plätzchen zum Abstellen. So bin ich heute schnell ganz nahe an viele Märkte bzw. Basare rangekommen und selbst mitten auf der Galata-Brücke fand sich ein Plätzchen am Rande der dritten Fahrspur.

Nach dem ganzen Verkehrsstress habe ich ein paar ruhigere Punkte im Programm gewählt; zunächst ein kleiner Mittagsimbiss mit türkischem Mokka und dann ein Gang durch den Basar und den Gewürzbasar. Die tollen Farben und Gerüche im Gewürzbasar (und der perfekt deutsch sprechende Verkäufer, der 15 Jahre lang in Dortmund gelebt hat) haben mich denn auch verleitet, eine kleine Auswahl sündhaft leckerer türkischer Desserts mitzunehmen.

 


  

 


Mitten im Gewimmel des Basars habe ich dann auch den etwas versteckt liegenden Aufgang zur Rüstem-Pascha-Moschee gefunden.

 




Eine Wahnsinnsstadt

... ist Istanbul, soviel kann ich nach ein paar Stunden schon sagen!

Einigermaßen pünktlich um 13:45 hob der Airbus in Bremen ab und nach ziemlich genau drei Stunden setzte er auf der Landebahn des Atatürk Flughafens in Istanbul auf. Strahlender Sonnenschein und eine Kulisse mit Meer, Schiffen und Minaretten versprachen schon eine ganze Menge Spaß.



Nach langen Drängelgittern und Schlangen vor den Schaltern endlich die Passkontrolle geschafft, 'ne Viertelstunde am Gepäckband gewartet und dann auf Anhieb am Ausgang unter gefühlten hundert Menschen mit Schildern in der Hand den Menschen mit DEM Schild mit meinem Namen gefunden. Der Bursche hat dann einen Bus organisiert, der mich zum Hotel brachte. Auf der Fahrt konnte man schon einen Eindruck von den berüchtigten Staus gewinnen. Die Fahrt zum Hotel an der Küste entlang bot aber auch schöne Eindrücke ... Schiffe ohne Ende, Angler die dicht an dicht ihr Glück versuchten und Massen von Menschen, die auf dem breiten Grünstreifen zwischen Straße und Meer auf Bänken und Wiesen saßen, grillten oder über Allah und Erdogan sinnierten.

Die Lage des Hotels hat Vaters Sohn gleich begeistert, mittendrin in der Altstadt, mittendrin im prallen Leben. Superfreundliches Personal, schönes Hotel, klasse Zimmer mit Klimanalage, großem Zimmersafe, wo die ganze Fotoausrüstung samt Computer reinpasst etc. Und wenn man am Fenster rausschaut, sieht man unten gleich das pralle Leben.



Schnell frisch gemacht und gleich wieder los zu einem Turkcell-Shop, die es hier wirklich an jeder Ecke gibt. Dort eine Prepaidkarte für 70 TL (ca. 30 €) gekauft, die 1 GB Highspeed-Volumen für Intenet und 10 TL Telefonieguthaben beinhaltet, und die mir das nette Mädel auch gleich freigeschaltet hat. I'm online!

Dann wieder 50 m zurück und gleich in eines der vielen Restaurants neben meinem Hotel gesetzt. Als Vorspeise ein weißer Bohnensalat, dann leckere Köfte mit Bulgur, Kartoffeln, Brot und Salat, dazu eine kleine Flasche Wasser und ein großes Bier. Mhhhhhh, richtig lecker war das und gekostet hat es 36 TL (ca. 16 €).

  


Danach bin ich einfach ohne festes Ziel los und habe mich treiben lassen. Wie schon anfangs gesagt, Istanbul ist eine Wahnsinnsstadt! Saubere Straßen, riesige Plätze, Geschäfte und Restaurants ohne Ende, und auf den Straßen ist der Teufel los, selbst um Mitternacht. Nein, nicht nur Touristen, sondern auch ganz viele Einheimische bevölkern die Parks, Plätze und Restaurants. 

Hagia Sofia und Blaue Moschee boten auch nachts so viele berauschende Eindrücke, dass ich mich gar nicht satt sehen konnte. Man fühlte sich irgendwie in ein Märchen aus 1001 Nacht versetzt.